211

Staunend sieht er mich an. Ich erahne einen erleichterten, entzückten Blick. Wir stehen , bewegen uns auf kürzester Distanz. Zwischen Tür, deren Griff ich noch halte um sie sanft zu schliessen. Er steht mir zugewandt, dem Raum, der sich nach 2 metern öffnet um den Blick durch ein Fenster auf die ausdrucksstarke Bergkulisse freizugeben, den Rücken zuwendend. Ein Finger und mein ungeschminkter Mund formen ein leises "schsch".


Die 211. Kurz bevor ich anklopfe sehe ich auf diese Zahlenreihe und denke mir "passt". Ich fühle mich frisch, frei und leicht. Ich vertraue diesem Gefühl bevor ich auf meinen Freier treffe: meine Intuition lag noch nie falsch. Hinter der heutigen Türe wartet eine gewisse Leichtigkeit des Seins.

"Hat dich jemand gesehen?", frägt er mich ein wenig beunruhigt, eher belanglos, denn wir liegen uns nach meinem " nur ein gast der was gesucht hat", bereits in den Armen. Küssen heiss trocken, leidenschaftlich warm um uns zu lösen von den Lippen des anderen um uns anzusehen, anzulachen: er flüstert, " du bist noch schöner in Natura". " Danke", hauch ich schmunzelnd zurück.

Es fällt leicht, einem Menschen Nähe zu schenken dessen Energie, Chemie eine gewisse Uebereinstimmung zulässt. Eine Stimme, die mich am Telefon um ein Treffen bittet, schwingt bereits in mir, bekommt heute ein Gesicht, Körper, Stimme, Duft. Markant, männlich - gross, rau, herb mit einer kleinen süssen Note.


Zeit löst sich auf. Ob er weiss, dass ich Stunden mit Ihm so küssen könnte? meine Hände sich an seinem Kopf ergötzen, mein Körper unter den Klamotten bereits glüht. Ich muss ein wenig führen, was mir unter gegebenen Umständen nicht leicht fällt. Verflieg ich mich hier, seh ich kein Land mehr. "Oh Nadja", schwebt durch den Raum. Nacktheit auf 4m2. Zwei Menschen die sich zuvor noch nie begegnet sind raunen, stöhnen sich ihr Begehren und die eigene Lust am anderen zu.

 ...zerknitterte Bettwäsche erzählt diese leidenschaftliche Geschichte besser als ich es vermag.

Er bedankt sich, ich tu es ihm gleich. Ich ehre jeden Moment, Präziosen gleich. Wir liegen ganz entspannt. Kosten den Moment aus. Diese süssen Stunden sind es wert...ich lass mich sanft aus seinem Arm gleiten, richte mich auf. Ich fühl mich wie trunken. Lass mich abermals neben Ihm nieder. Streck mich aus. Noch einen kurzen Moment, bevor der letzte Kuss seine Lippen berührt. Wir lachen beim Adieu als ich die Türe 211 strahlend hinter mir sanft ins Schloss klicken lasse.

Den Gang entlang zum Lift. Ich fahre 2 Stockwerke, die Türe gleitet auf. Wie eine Königin schreite ich durch die Lobby. Vor mir die Welt...


Ich bin eine Wanderhure, Hetäre und Gespielin. Ich bin die Frau die sich nicht fangen lässt, noch fängt um zu behalten. Bin da wenn Du mich willst. Die, die sich selbst gehört.